“Macht Spiele”, also Spiele machen, kann zu Machtspielen spielen werden
Wer sagt, dass Spiele „nur“ auf den „Ernst“ des Lebens vorbereiten sollen? Dass ihre Daseinsberechtigung nur darin besteht, Kompetenzen zu vermitteln, die dann gebraucht werden, um im „richtigen Leben“ bestehen zu können? Wer, dass Spiele nicht Zweck an sich sein dürfen? Wer hat bestimmt, dass es diesen „Ernst des Leben“ neben dem Spielerischen überhaupt gibt?
Was unterscheidet denn Spiel vom Ernst? Ist es die Tatsache, dass man das Spiel und die Regeln freiwillig aussucht? Ist es das Prinzip Zufall, dass im Spiel oft selbstverständlicher Bestandteil ist, während man im Leben versucht, den Zufall möglichst auszuschalten? Oder ist es vielleicht die Tatsache, dass das Verlieren im Spiel, anders als in unserem Leben, ganz selbstverständlich dazugehört?
Spiele zu machen wird zu Machtspielen wenn der spielerische Zugang auf unsere „ernsten“ Lebensrealitäten übertragen wird.
Überkommene Machtstrukturen die durch Angst vor dem (sozialen, finanziellen, beruflichen) Scheitern aufrecht erhalten werden, werden ausgehebelt, wenn das „Verlieren“ nicht mehr als Scheitern verstanden wird, sondern hin und wieder einfach dazugehört.
Blinde Autoritätshörigkeit wird hinterfragt
, wenn durch den spielerischen Zugang Regeln nicht als etwas von-außen-kommendes verstanden werden, dem man sich blind unterwerfen muss, sondern als freiwillig und bewusst in Kauf genommene Selbstverpflichtungen oder Gesellschaftsverträge anerkannt oder eben hinterfragt werden.
Demokratie wird so vom Kopf auf die Füße gestellt, verändert und gestärkt.
Solidarität, Mitgefühl und Hilfe bekommen wieder ihren Platz,
wenn wir akzeptieren, dass es dem Menschen trotz aller Mühen eben doch nicht möglich ist, alle Schicksalsfäden immer selbst in der Hand zu haben. Trotz aller Bemühungen um gesunde Lebensführung wird Krankheit Menschen als Schicksal treffen. Das Spiel lehrt uns die Akzeptanz des Schicksal und befreit von der Zumutung, für Unverantwortbares Verantwortung zu tragen oder tragen zu sollen.
Die Machtspiele, die aus dem Spiele machen entstehen, sind keine Machtspiele im klassischen Sinne, bei denen die Macht Zweck an sich ist. Sie sind Spiele um die Macht dazu, unsere Gesellschaft zu gestalten und zu verändern und vom Kopf wieder auf die Füße zu stellen, so dass sie wieder als Gemein-Schafft verstanden werden kann.
Gundula, Bayreuth